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Interview Claudio Dionisio in der Handelszeitung

Das Internet als Treiber der ICT-Transformation

Beim Schweizer Branchenverband der Internet-Industrie wird der rasante Wandel der ICT besonders spürbar. Kaum eine Komponente oder Anwendung, die heute noch auf die Einbindung ins Netz verzichten kann. Neben dem Einsatz für gute Rahmenbedingungen in Wirtschaft und Politik steht bei der Swiss Internet Industry Association (Simsa) das Engagement für die Ausbildung ganz oben auf der Agenda. Im Gespräch mit Simsa-Vizepräsident Claudio Dionisio zeigt sich, wie sehr gerade auch die Bildungslandschaft ausserhalb der Hochschulen die ICT-Transformation prägt. Verfasser Volker Richert

Welche Ausbildungen bieten Sie an?
Wir engagiert uns schon seit bald 20 Jahren in der Digital-Ausbildung und arbeiten in verschiedenen Gremien für die Grundausbildung etwa für das Berufsbild des Mediamatiker mit. Zum andern verantwortet Simsa die vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eingesetzte Organisation der Arbeitswelt für den eidgenössischen Diplom-Lehrgang Web Project Manager (WPM). Seit 1999 haben über 200 Expertinnen und Experten der Digitalwirtschaft diesen Lehrgang absolviert und ein Grossteil davon auch das eidgenössische Diplom erhalten. Viele von diesen Absolventen bekleiden heute Spitzenpositionen sowohl bei grossen Anwenderunternehmen wie auch in Digital-Agenturen.

Wie haben sich Ihre Ausbildungsangebote in den letzten Jahren gewandelt?
Wie noch nie zuvor stehen Unternehmen aller Branchen vor der Herausforderung, sich strategisch und operationell an die neue digitale Realität anzupassen. Das führt zu einem grossen Bedarf an Expertinnen und Spezialisten an den Schnittstellen Strategie, Technologie, Business und Organisation. Man kann diesen Wandel etwa an den immer schnelleren Anpassungen der Lerninhalte festmachen. Dies ist unumgänglich bei den sich laufend und massiv ändernden teilweise ganz neuen Anforderungsprofilen. So etwa ist es heutzutage eine mehr oder weniger normale Aufgabe, ein mit einem CRM kombiniertes digitales Werbetool in einem Cloud-Umfeld einzuführen. Dies erfordert betriebswirtschaftliche Know-how, vertieftes technisches und prozessuales Detailwissen oder auch gute Kenntnisse der internationalen rechtlichen Anforderungen. Diese anspruchsvolle Kombination verschiedener Kompetenzen wird in der WPM-Ausbildung in sieben Modulen sehr praxisnah vermittelt. 

Welche Rolle spielen neue Themen wie Cloud oder Industrie 4.0?
Im WPM-Lehrgang werden stets neuste Entwicklungen vermittelt und diskutiert – vor allem neue und disruptive Technologie, innovative Business-Modelle, verändertes Kundenverhalten. Solche Aspekte werden jeweils sehr früh aufgenommen und auf ihre Zukunftsfähiglkeit, ihre praktische Tauglichkeit, aber auch auf ihre Risiken abgeklopft. Den Teilnehmenden wird klar gemacht, dass heutzutage nichts sicher ist. Überall drohen neue Konkurrenten, bestehen Risiken und Sicherheitsprobleme, die vor allem aber als Chancen und Herausforderungen zu sehen sind. Konkret wird in den aktuellen Lehrgängen gelernt, Konzepte zu entwickeln und Projekte zu gestalten etwa im Umfeld von Business Intelligenz, Big Data, Mobile Application Development, Cloud Computing, User Generated Design, Data-driven Storytelling oder 3-D-Secure bei Payment-Prozessen.

Welche Qualifikationen erwarten Sie von Ihren Lehrkräften?
Für die praxisnahe und zukunftstaugliche Vermittlung von web- und mobile-technischen Fähigkeiten sind renommierte Dozenten und Experten aus Theorie und Praxis engagiert. Etwa die Cracks der erfolgreichsten Digitalagenturen, die den Studierenden neben den fundamentalen Grundlagen in Workshops auch das „how to“ demonstrieren. Dies können nur Praktiker mit einer breiten Erfahrung glaubwürdig vermitteln. Dazu kommen E-Business-Experten die sich vielfach als Gründer und Pioniere einen Namen gemacht haben.

Gibt es ein bestimmtes Profil Ihrer Studenten?
Eines ist allen Teilnehmenden eigen: Sie wollen zur digitalen Elite gehören und in diesem Bereich auch Karriere machen. Die über 200 WPM-Absolvierenden der letzten Jahre kamen aus Anwenderfirmen und von Agenturen vor allem aus den Bereichen Strategie, Projekt-Management, Marketing, aber auch Web-Master, Mediamatiker und Beratung. Eine zweite Gruppe sind Personen, die eine entsprechende Schnittstellenfunktion haben und ihr Wissen in Bezug auf die aktuellen Entwicklungen vertiefen möchten und den Erfahrungsaustausch suchen. Dazu gehören auch Geschäftsführerinnen und -führer von KMU sowie Abteilungsleiterinnen und -leiter von grösseren Unternehmen. Rund 40 Prozent aller Teilnehmenden sind übrigens Frauen.

 

Claudio Dionisio
Gesamtverantwortlicher WPM